Kanugeschichten - Teil 10

Abenteuer Ocean-Sports

Das jüngste Ressort im LKV M-V

Das jüngste Ressort im Landeskanuverband Mecklenburg-Vorpommern 1990 e.V. ist „Ocean-Sports“, welches alle Paddelsportarten die überwiegend auf dem Meer betrieben werden oder dort ihren Ursprung haben vereint. Da M-V über eine große Küstenfläche verfügt ist dementsprechend auch das Angebot sehr vielfältig.

Neben den in Deutschland verhältnismäßig neuen Disziplinen Surfski und Outrigger hat das Seekajakfahren jedoch schon eine längere Tradition in M-V. Einige Kanuten spielen allerdings auch mit speziellen Surfkajaks bzw. Waveskis und Wildwasserbooten in den Ostseewellen. Zur ebenfalls starken Entwicklung des Stand Up Paddlings haben wir bereits einen Bericht (Link) veröffentlicht. Der Bereich Seekajak / Küsten- Wasserwandern wird auch nur kurz angesprochen, da er genügend Stoff für einen eigenen Beitrag bietet.

Das Ressort Ocean-Sports wurde am Verbandstag des LKV M-V 2012 eingeführt. Zuvor hatte Lars Lindstädt bereits 2007 die Sparte Outrigger (OC) am SV Breitling e.V. gegründet und geleitet, nachdem er seit 2005 die Disziplin aktiv betrieb. 2009 sowie 2014 wurde Lars Vizeeuropameister und 2011 EM Dritter im OC  1. In der Zwischenzeit gründete er 2011 das Ressort Outrigger im LKV M-V und leitete es bis 2012. Außerdem war er bis 2013 mit Thomas Reppich (Potsdam) und Steffen Burkhardt (Preetz) Ressortleiter im DKV. Bei seinem letzten OC-Rennen wurde er 2017 in Rerik Deutsche Meister und stieg anschließend auf den Surfski um.

 

 Lars bei der EM 2011 und auf Hawaii

Mit Lennart Pentzek (2012-2015) und Andre Rusch (2018 bis heute) folgten dann ebenfalls Rostocker Ressortleiter, für den nun als Ocean-Sports bezeichneten Bereich.

Lennart hatte nach seiner Rennsportvergangenheit neben dem Drachenbootsport ebenfalls den Outrigger für sich entdeckt und war 2005 Gründungsmitglied der legendären Unbeatables, welche im 6er Outrigger/Va'a – Sport auch international aktiv waren. Neben mehreren Teilnahmen an der Regatta "La Porquerollaise" auf dem Mittelmeer vor Toulon (FRA), starteten sie auch an der größten 6er Regatta der Welt, dem Hawaiiki Nui in Tahiti. Zusammen mit über 100 weiteren OC 6 legten sie dabei 2012 in 3 Etappen rund 130 km über den Südpazifik zurück.

 Unbeatables

Unser aktueller Ressortleiter war erstmals Anfang der 2000 mit seinen Vereinskameraden vom Rostocker Kanu Club e.V. mit Wildwasserbooten und Polobooten beim Brandungsurfen auf der Ostsee. 2011 gründete er dann eine Wassersportstation in Warnemünde, wo auch Anfänger (Studenten des Hochschulsports und Touristen) an des Surfen mit kippstabilen Sit On Top Kajaks oder SUP‘s herangeführt wurden. Für Mitglieder des DKV gab es dabei Rabatt und spezielle Eskimorollen- und Sicherheitskurse, später dann auch die ersten Surfskikurse.

  

Andre mit Wildwasserboot 2011 und 2013 mit einer Trainingsgruppe Rostocker Rennsportler

 

Sport und Abenteuer

Das Paddeln auf der Ostsee bietet ein Gefühl von Abenteuer und hat eine lange Tradition. Bereits die Mitglieder des erstmals 1929 gegründeten Rostocker Kanu-Club und die sich davon abgespaltenen „Ostsee-Kanuten“ sollen auf der Ostsee unterwegs gewesen sein.  

Nach der Wende 1990 eröffnete sich auch dank neuem Material die Möglichkeit auf der Ostsee zu surfen. Sportler des Rostocker Kanu-Clubs (RKC) waren zum Beispiel regelmäßig mit Wildwasserbooten bei Sturm auf der Ostsee. Mit den Trainingseinheiten sollte die Sicherheit in den Wildwasserbooten und die Kenterrolle geschult werden, wobei aber auch der Spaß beim Surfen und den Rodeo-Moves eine wichtige Rolle spielte.

 Sportler des RKC beim Brandungssurfen 1995 

Der erste Outrigger wurde 1999 von Steffen Polchow (aka Pollo) nach M-V importiert. Zuvor wurde er von Hawaiianer, aufgrund des Sieges bei der Drachenboot WM 1999, mit dem deutschen Team zu einem 6er Outrigger Rennen eingeladen. Nach 2 Wochen Training auf Hawaii hatte Steffen Polchow die Sportart nicht mehr losgelassen. Mit seinem eigenen Outrigger absolvierte er dann in Deutschland zunächst Ausgleichstraining für den Drachenbootsport.

Die Surfskiszene entwickelte sich in den Kanuvereinen erst später. Die Rettungsschwimmer waren dagegen schon früh in M-V und auch international mit ihren Spec Ski (besondere Bootsform für die Brandung) aktiv. Mittlerweile gibt es bei den Rettungsschwimmern in M-V leider keine aktiven Trainingsgruppen mehr.

Das Bootsmaterial in den Kanuvereinen war anfangs noch überschaubar und nur kleine Gruppen, von meist ehemaligen Rennsportlern, nahmen an gemeinsamen Trainingseinheiten auf der Ostsee teil. Mittlerweile existiert jedoch ein breites Angebot an einsteigerfreundlichen Surfskis und mit seinen Samstagtreffen (11:00) lockt Gordan Harbrecht (Vizeeuropameister 2019) seit 2020 regelmäßig über 10 Teilnehmer aus ganz Deutschland nach Warnemünde. An guten Tagen absolvieren einige Paddler sogar 2x täglich die ca. 20 km Heimstrecke von Kühlungsborn nach Warnemünde. 

Samstagstraining 2020 mit Gordan Harbrecht

Beim Stralsunder Kanu Club trainieren mittlerweile auch die jungen Rennsportler regelmäßig in Surfskis und auch der RKC plant seine 6 PE-Surfskis für ein Kindertraining auf der Ostsee einzusetzen.  Der SVB Breitling hat 2020, nach längerer Vorbereitung, sogar eine erste Trainingsgruppe speziell für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren gegründet.

 

Trainerschulung 2018 am SV Breitling und Warnemünde

Aufgrund der Einschränkungen durch die Coronapandemie verlegten die Schüler des LKV MV 2020 auch erstmals ein Trainingslager an die Ostsee. Da in Dranske auch auf dem Wieker Bodden starker Wellengang herrschen kann waren neben den Rennkajaks auch Surfskis aus Rostock und Stralsund im Gepäck, welche für Sicherheit und Spaß sorgten.

 

Trainingslager 2020 auf Dranske

 

 Wettkämpfe in M-V

Nach den traditionelle Seekajakveranstaltungen wie die Rudenfahrt und dem Seekajaktreffen haben sich auch Wettkämpfe auf der Ostsee etabliert. Beim Hiddenseemarathon  (70 km!) sind dabei neben Seekajaks in den letzten Jahren auch verstärkt Surfskis im Einsatz.

 

19. Hiddenseemarathon 2020

 Da in Australien von Rettungsschwimmer bereit 1946 Wettkämpfe mit Surfskis ausgetragen wurden, war es allerdings zunächst eine Veranstaltung der DLRG, die in M-V den Sport erstmals einem größerem Publikum präsentierte. Beim DLRG Rescue-Cup (zuvor „Langnese-Cup“ bzw. „NIVEA-Cup“) werden seit 1994 auch Surfskis in Warnemünde beim sogenannten Oceanman (Rettungstriathlon) oder dem Surf Ski Race (Rundkurs von etwa 700 Metern) eingesetzt.

 DLRG Rescue-Cup (Quelle DLRG)

 

Mit der Outrigger Regatta Neubrandenburg wurde 2004 auf dem Tollensesee mit 7 Sportlern der erste Outriggerwettkampf in M-V ausgetragen. Mittlerweile sind immer über 100 Outrigger, Surfskis, 6er, SUP‘s am Start und auch alle anderen Bootstypen sind auf der ca. 18 km Regatta gern gesehen.

 

Outrigger Regatta Neubrandenburg 2008

Seit 2005 findet auch das Hawaiian Sports Festival in Rerik statt, welches sich von einem Rettungsschwimmerwettkampf zu einem Rennen mit hauptsächlich Surfskis, Outriggern und auch vermehrt SUP’s entwickelt hat.

Hawaiian Sports Festival 2018

Von 2009 bis 2012 wurden die Müritz-Champions für Outrigger und die Surfskis ausgetragen.

Seit 2011 organisieren die OC-Sharks vom SV Breitling e.V. mit dem OC Ostseecup ein Downwindrennen zwischen Kühlungsborn und Warnemünde, bei dem die Streckenführung von der Windrichtung abhängig gemacht wird. Nachdem bei der Premiere noch 35 Outriggersportler antraten, waren es 2014 bereits 90 Outrigger und Surfskis. Im selben Jahr galt der Wettkampf auch als die erste offizielle  Deutsche Meisterschaft im Ocean Sport für Outrigger sowie Surfski. Mittlerweile sind es immer über 100 Sportler inkl. Stand up Paddler. Auch 2020 wurde trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, mit dem SVB Cup, eine kleinere Ersatzveranstaltung angeboten.   

SVB Cup 2020 als Ersatz für den OC Ostseecup

Mit dem Rugia Hoe Festival des PSV NB gibt es seit 2016 sogar ein Langstreckenrennen für 6er Outrigger beim Ostseebad Sellin, wobei an 2 Tagen Etappen zwischen 15 und 45 km zu absolvieren sind. Anlass für den Wettkampf war die 104 km lange Weltrekordfahrt mit zwei 6er Outriggern von Bornholm nach Sellin 2014, mit Martin Hollstein und Andreas Dittmer.

Doch auch Events von Sportagenturen haben den Trend erkannt und eigene Veranstaltungen durchgeführt. Beim Extrem Coast Race traten zwischen 2013 und 2019 zufällig zusammengesetzte Staffeln aus Surfski-, Outriggerfahrern, Läufern und Radfahrern vor Warnemünde und später auf Usedom gegeneinander an. Bei der Strandfitness WM gab es 2018 in Warnemünde neben SUP auch die Disziplin Surfski, nachdem im Vorjahr noch mit einem einfachen Sit on Top Kajak ein Bojensprint zu absolvieren war.

Mittlerweile haben sich bei den Paddlern der Kanuvereine hauptsächlich die Downwindrennen durchgesetzt. Im Idealfall herrscht dann bei den ca. 20 km langen Rennen starker Rückenwind, welcher Geschwindigkeiten über 20 km/ ermöglicht.

 Spirit of Ocean-Sports

Das besondere des Ocean-Sports ist die Community (Gemeinschaft) aus Gleichgesinnten, welche die Faszination für die Kraft des Wassers bzw. den Windes vereint. So sind auf dem Wasser oft Paddler aus verschiedenen Generationen und Leistungsbereichen zusammen unterwegs, um dem Alltagsstress zu entfliehen und die Wellen zu genießen. Selbst nach einem harten Wettkampf wird anschließend, in entspannter Atmosphäre, am Strand oder auf dem Parkplatz über die Bedingungen gefachsimpelt. Da es nicht nur um physische Fitness, sondern auch um das Lesen der Wellen sowie die Wahl der Ideallinie geht, ist der Sport immer wieder eine neue Herausforderung, bei der der Spaß nicht zu kurz kommt.

Abschließend geht ein großer Dank an die „Shuttle Bunnies“, welche beim Downwindtraining oder Wettkampf die Paddler mit ihrem Booten zum Startpunkt fahren.

Hang Loose

Kontakt

Landeskanuverband Mecklenburg-Vorpommern 1990 e.V.
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