Bis sich eine Sportart etabliert und nicht mehr von einem vorübergehenden Trend gesprochen wird kann es etwas dauern. Und dass in M-V oft alles etwas später geschieht, da wir Norddeutsche oft neuem etwas skeptisch gegenüber stehen, ist kein Geheimnis. Genauso erging es unserer jüngsten Disziplin, dem Stand-up-Paddling (SUP).
Bereits vor über 10 Jahren wurde SUP bereits in M-V über Surfstationen angeboten und auch erste Wettkämpfe fanden statt. Mittlerweile ist der SUP-Sport aber auch im Landeskanuverband Mecklenburg-Vorpommern 1990 e.V. angekommen. In vielen Vereinen haben zumindest einzelne Mitglieder ein eigenes SUP, so auch der Präsident, der Landestrainer Kanurennsport und der Sportkoordinator.
Als der SUP-Sport vom Pazifik an die Ostsee kam, waren im Wettkampfbereich hauptsächlich ehemalige Kanuten erfolgreich. Mit Olaf Schwarz (Bonn) gewann z.B. ein ehemaliger Canadierweltmeister 2010 das SUP Rennen bei der Rostocker Hanse Sail, nachdem er ein Jahr zuvor erstmals auf einem Brett stand. Beim selben Rennen traten auch 3 Kajakfahrer vom Rostocker Kanu -Club e.V. an, welche als Vorbereitung einmal mit einem Canadierpaddel auf einem alten Surfbrett übten. Durch die spontane Erhöhung der Anzahl von Wenden und dem Schiffsverkehr im Stadthafen waren die Bedingungen allerdings zu anspruchsvoll für eine Podiumsplatzierung. Aufgrund des großen Teilnehmerfeldes in Rostock belegten Reiner Möde (6. Platz), Andre Rusch (10. Platz) und Karl Neumann (12. Platz) allerdings mit nur einem Start bei der deutschlandweiten Rennserie Platzierungen im vorderen Feld. Nach seiner ersten SUP- Erfahrung nahm Andre Rusch dann 2011 auch an seiner Warnemünder Kanustation das erste SUP in den Verleih auf.
SUP Rennen auf der Hanse Sail 2010
Das Niveau bei den Rennen nahm seitdem stark zu. 2016 war der LKV MV sogar Ausrichter der SUP DM über die Sprint- (300m) und der Langstrecke (8 km), welche ebenfalls während der Hanse Sail ausgetragen wurde. Beim Long Distance Rennen siegte der mehrfache Vizeweltmeister im Wildwasserrennsport Normen Weber (Augsburg) knapp vor Ole Schwarz (Bonn). Als Dritter überquerte Steven Bredow (Potsdam) die Ziellinie. Auch bei den Sprintrennen der Männer und Frauen standen dabei Paddler aus anderen Bundesländern auf dem Treppchen.
SUP 2016 im Rostocker Stadthafen (Foto Manuele Gawehn)
Mit dem gebürtigen Neustrelitzer und Wahlrostocker Denny Kambs haben wir mittlerweile aber einen eigenen Spezialisten im SUP. Denny konnte bereits einige nationale Rennen gewinnen und nahm 2018 sogar an der SUP WM in China teil. 2019 gewann er bei der deutschen SUP- and SOUL- Beach Tour in der Kategorie Technical Race und konnte den Endlauf bei den medienträchtigen Finals in Berlin erreichen. Sein Heimatverein sind die Kanufreunde Rostocker Greif. Außerdem ist er Mitglied im Rostocker Kanu-Club e.V., um auch bei den ruhigen Bedingungen der Oberwarnow trainieren zu können. 2019 übernahm er den SUP-Verleih in Warnemünde von Andre Rusch, nachdem er bereits seit 2017 im Rostocker Stadthafen einen eigenen SUP-Verleih betrieben hatte. Jetzt kann er sich noch besser auf die Disziplinen Technical Beach Race und den Downwind vorbereiten. Über seinen Verleih auf dem Grundstück der Kanufreunde sind bereits einiger SUPer Vereinsmitglied geworden. Aber auch in den restlichen Vereinen in M-V haben sich zumindest ehemalige Kanuten ein Board angeschafft. Bei der TSG Wismar und HSG Uni Greifswald gibt es sogar eigene Trainingsgruppen, die auch Neulingen das Paddeln auf dem SUP beibringen.
Denny Kambs mit der Trophäe vom Gesamtsieg der SUP- and SOUL- Beach Tour
Um die Qualität des Trainings zu gewährleisten hat der LKV M-V 2019 erstmals SUP-Instruktoren nach den Richtlinien des DKV ausgebildet. Als Referent konnte dafür Denny Kambs gewonnen werden, welcher seine Wettkampf- und Schulungserfahrung einbrachte. Da im Rahmen der Ausbildung auch eine Ökoschulung zu absolvieren war, nahmen die zukünftigen Instruktoren auch an einem Ökologiekurs am Stralsunder Kanu Club e.V. teil.
Die Schulung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Paddeln mit Freunden“ stellte sich als eine perfekte Gelegenheit dar, um langjährige Kajakfahrer mit den meist deutlich jüngeren SUP-Fahrern zusammenzubringen. Nach dem theoretischen Teil der Ökologieschulung paddelte die Gruppe gemeinsam durch den Hafen und um den Dänholm. Da es an dem Tag sehr wellig wurde, zollten anschließend die erfahrenen Seekajak- und Surfskifahrern den Stehpaddlern Respekt beim gemeinsamen Picknick auf dem Vereinsgelände der Gastgeber.
Auch wenn es mit Sprint, Long Distance, Technical Beach Race und dem Downwind viele Rennvarianten gibt, wird die Mehrheit sicherlich weiterhin mit dem SUP entspannte Touren auf unseren zahlreichen Flüssen und Seen unternehmen oder sich vielleicht auch einmal zum Spaß an den Wellen der Ostsee versuchen. Ansonsten besteht hoffentlich auch bald wieder die Möglichkeit sich beim OC- Ostseecup des SV-Breitling e.V. im Downwindrennen, beim Hafenrennen der TSG Wismar oder beim 1000 Seenmarathon im Flachwasser zu messen.
OC - Ostseecup 2019 (Foto Hannah May)