Kanugeschichten - Teil 13

40 Jahre BSG Motor Rostock und 30 Jahre Rostocker Kanu – Club e.V.

Der Verein am Mühlendamm hatte 2020 sein 70jähriges Bestehen, wenn man die 40 Jahre BSG Motor Rostock und 30 Jahre RKC zusammenfasst.

430 Vereinsmitglieder trainieren aktuell in Gruppen oder individuell alle Fassetten des Kanusportes.

Der Beginn des organisierten Kanusports in Rostock war im Jahr 1927. Dem seit 1924 bestehenden „Verein der Freien Wassersportler Rostock", dem vorwiegend Schwimmer aus Arbeiterkreisen angehörten, schlossen sich nach einem Beschluss des Landesspartentages 1927 in Schwerin Rostocker Faltbootfahrer an und gründeten den Rostocker Kanu-Club e.V. Nach Meinungsverschiedenheiten spaltete sich der Verein 1932 in die „Vereinigung der Ostsee-Kanuten" mit ihrer Unterkunft in Rostock-Bramow und den RKC mit 11 eigenen Booten in einem alten Schuppen in der Strandstraße. Beide Vereine wurden 1938 auf Anweisung der Gauleitung vereinigt und bildeten bis 1942 die „Rostocker Kanu-Gemeinschaft" (RKG).  Bei einem Bombenangriff auf Rostock 1942 brannte das Bootshaus mit allen Booten und sämtlichem Inventar völlig nieder und der Verein löste sich auf.

Am 5. März 1950 erfolgte die offizielle Gründung der Sektion Kanu der BSG Motor Rostock Neptunwerft im Klubhaus der Neptunwerft. In den ersten Jahren des Bestehens, betrieben die Kanuten vorwiegend Kanu-Rennsport und Kanu-Slalom. Anfang 1951 erhielt die Sektion das freigewordene kleine Haus neben dem Fährhaus Gehlsdorf.

Die Sparte Kanu – Slalom wurde auf der Grundlage eines zentralen Beschlusses später nicht weitergeführt, da die Kräfte für den Kanu – Rennsport gebündelt werden sollten.

Trägerbetrieb war immer die Neptunwerft Rostock. Sie stellte Fahrzeuge für den Transport bereit und unterstützte die Sektion bei der Materialbeschaffung. Diese Unterstützung blieb bis zur Wende vorbildlich erhalten.

 

Als Sportstätte wurde das gesamte Areal vom Fährhaus Gehlsdorf bis zum Ruderklub Rostock genutzt. Ab 1953 entwickelte sich die Stadt Rostock zu einem angesehenen Regattastandort. Für die Durchführung der Wettkämpfe, stellte die BSG Motor Rostock, Sektion Kanu, ein leistungsstarkes Team auf die Beine unter der Leitung von Heinz Brandt.

Höhepunkt war jedoch für den Verein die Teilnahme von Mehlberg/Ulrich im CII an den Olympischen Spielen 1960 in Rom, wo diese Mannschaft über 1000 m den 7. Platz erkämpfen konnte. Betreuer war Heinz Papenhagen. Die weitere Entwicklung führte 1961 zur Delegierung von 12 Sportlern zum SC Empor und war die Basis für den Aufbau der Sektion Kanu beim SC Empor.

1956 begann der Aufbau des Bootshauses am Mühlendamm mit der Unterstützung der Bauabteilung der Neptunwerft. Im Laufe der 60er Jahre, ging das Gelände in die Verantwortung der Sportstättenverwaltung über.

 

Hauptfahrtgebiet der ganzen Sektion war bis zum Jahre 1961 die Unterwarnow, der Breitling, der Moorgraben und die Ostsee. Der Zeltplatz in Markgrafenheide – Dornbusch war der Treffpunkt an den Wochenenden. Im Sommer kamen Kanuten aus der gesamten Republik hinzu. Die Paddeltouren gingen nach Graal Müritz, Oldendorf, Krummendorf oder Langenort. Entscheidend und einschneidend für die Kanutouristik war der Bau des Überseehafens und der Mauerbau 1961, mit der Schließung der Seegrenze. Diese Maßnahmen führten zum Verlust eines ganzen Fahrtgebietes Ostsee/Unterwarnow.

Mitte des Jahres 1970 begann der Aufbau eines Trainingszentrums Kanu – Rennsport durch den Sportfreund Eckard Damrath. Wie auch schon in den 1960er Jahren, gab es bis 1979 mehrere nationale und internationale Titel, sowie Erfolge im Schülerbereich und den Spartakiaden. Bis dato erfolgte die Delegierung von 20 Sportlern zum SC Empor Rostock.

Die Entwicklung danach erfolgte durch den Einsatz der hauptamtlichen Trainer Werner Nüssemeier und später auch Jörg Wolter. Bis zum Jahre 1989 wurden ca. 40 Sportfreunde zum SC Empor Rostock delegiert.

Auch nach der Wende wurden im Verein beachtliche Erfolge erzielt. Der Beweis dafür sind mehrere deutsche Schüler Meistertitel, zahlreiche Titel bei den Norddeutschen Meisterschaften, sowie internationale Turniere. Ein Höhepunkt waren sicherlich bei den Junioren die WM – Titel von Stephanie Urban WM (2001) im K1 und Arne Lindstädt mit Michael Dittrich im K2 (2003).

Der Sportbetrieb im Bootshaus am Mühlendamm wurde 1990 nahtlos fortgesetzt. Bei Gründung des RKC zählte man etwa 200 Mitglieder. Das Spektrum des kanusportlichen Angebotes umfasste damals wie heute Kanu-, Rennsport, Marathon, Wandern, Polo und stetig wachsend, Oceansport, wo Gordan Harbrecht seit 2014 ungeschlagener Deutscher Meister und Viezeeuropameister sowie Vizeweltmeister (2021) ist. Die Arbeit mit dem Nachwuchs an Kindern und Jugendlichen behielt ihren hohen Stellenwert.

Neben traditionellen Veranstaltungen wie dem An- und Abpaddeln sind die Boddenfahrt sowie das Blaue Band der Warnow hervorzuheben.

Die Boddenfahrt ist eine besondere Segeltour mit Faltbooten auf dem Saaler- und Bodstedter Bodden. Sie findet seit 1985 immer am zweiten Septemberwochenende statt. Während ein Teil der Vereinsmitglieder die Strecke auf dem Wasser zurücklegt, unternimmt eine andere Gruppe eine Radtour und setzt die Autos um.

 

Das Blaue Band der Warnow ist eine Langstreckenregatta mit einer langen Vergangenheit. Bereits in den 80er Jahren wurde die Regatta in Rostock ausgetragen.  Als Andre Rusch 2003 ebenfalls eine Langstreckenregatta ausrufen wollte, wurde er auf das vergangene Blaue Band der Warnow aufmerksam und setzte die Tradition fort. Von 2004 bis 2018 wurde unter seiner Rennleitung die Regatta zunächst im K1 für traditionelle Wanderboote (ähnlich dem Herold) über 4 km, 8 km und 12 km ausgeschrieben und später auch für Zweier, Seekajaks, Surfskis, Outrigger, Canadier, SUP’s und ein Eltern-Kind-Rennen geöffnet. Von 2004 bis 2017 fand das Blaue Band der Warnow auf der Oberwarnow statt und 2018 auf der Unterwarnow, wo es mit dem Drachenboot-Langstreckenrennen der Kanufreunde Rostocker Greif zusammengelegt wurde. Aufgrund behördlicher Genehmigungsprobleme und der Corona-Pandemie musste die Regatta von 2019 bis 2021 ausgesetzt werden.

Seit 2016 findet im Vereinsaal zum Jahresende außerdem ein Diavortrag vom Expeditionspaddler Jörg Knorr statt, welcher durch das Paddelcenter Rostock organisiert wird und zahlreiche Gäste in den Verein lockt.

Als DKV-anerkannte Kanustation bietet das Gelände des Rostocker Kanu-Club übrigens eine perfekte Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe der Innenstadt. Nach einer mehrjährigen Schließung der Schleuse am Mühlendamm ist es mittlerweile durch eine Umtragestelle auch wieder möglich problemlos zwischen der naturbelassenen Oberwarnow und der Unterwarnow im Stadthafen zu wechseln.

 

Mehr zum Rostocker Kanu-Club e.V. unter:

Homepage: www.rostocker-kanu-club.de

Facebook: www.facebook.com/rostocker.kanu.club

Kontakt

Landeskanuverband Mecklenburg-Vorpommern 1990 e.V.
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